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Rund um das Thema Erkältungen gibt es unzählige falsche Theorien und Vorstellungen. Unser Hausapotheker Michael Laun hat 10 Mythen unter die Lupe genommen und deckt auf, ob wirklich ein Funken Wahrheit in ihnen steckt.
Mythos 1: Händewaschen verhindert eine Erkältung
Stimmt! Eine gute Hand-Hygiene kann tatsächlich Erkältungen vorbeugen. Den größten Nutzen dabei bringt ganz normale Seife. Dies belegt sogar eine aktuelle Studie des Nationalen Institutes für Gesundheit und Wohlfahrt aus Helsinki. Getestet wurde, welche Methode Schnupfenviren am besten von den Händen der Probanden entfernt. Gründliches Händewaschen mit Seife stellte sich dabei als wesentlich effektiver heraus, als eine kurze Desinfektion mit alkoholhaltigen Mitteln. Dementsprechend gilt auch, dass Sie durch intensives Händewaschen verhindern können, andere über gemeinsam benutzte Türgriffe, Tastaturen oder sonstige Gegenstände anzustecken. Um also einer Erkältung vorzubeugen oder die Übertragung der Viren zu verhindern, gilt gründliches Händewaschen!
Mythos 2: Die Einnahme von Vitaminen verhindert oder verkürzt eine Erkältung
Teils, teils. Das körpereigene Abwehrsystem ist ein komplexes Netzwerk aus spezialisierten Zellen, Botenstoffen und Eiweißen. Damit dieses richtig funktioniert, muss der Organismus auch ausreichend mit Nährstoffen versorgt sein. Allerdings wird noch daran geforscht, welche Inhaltsstoffe dabei tatsächlich eine entscheidende Rolle spielen. Beispielsweise gilt Vitamin C als eine antioxidativ wirkende Substanz, die sogenannte freie Radikale abfängt und unschädlich macht. Vitamin C verhindert dadurch, dass die Radikale überhand nehmen und schützt unseren Körper vor deren negativen Effekten. Es ist also sinnvoll, sich – nicht nur während einer Erkältung – ausreichend mit Vitamin C zu versorgen. Doch auch weitere Vitamine spielen für das Abwehrsystem eine wichtige Rolle. Dazu gehören die Vitamine A, D und E sowie B-Vitamine. Ebenfalls ist das Spurenelement Zink wichtig für die Abwehrkräfte unseres Organismus. Zink dient zum einen als Radikalfänger und zum anderen benötigen viele Enzyme des Körpers das Spurenelement, um richtig zu funktionieren. Zudem wirken Vitamin C und Zink oft erst in Kombination miteinander. Deshalb sollten Sie auch darauf achten, genügend Zink zu sich zu nehmen.
Mythos 3: Vitamine aus frischen Lebensmitteln sind gesünder als solche aus Nahrungsergänzungsmitteln
Dieser Mythos ist nach wie vor noch nicht zu 100 Prozent geklärt. Denn es ist unklar, ob Vitamin C und Zink als Nahrungsergänzungsmittel in Pillenform wirkungsvoller oder weniger effektiv sind, als die frische Alternative. Bei Erkältungen sollten Sie jedenfalls darauf achten, dass Sie genügend Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente zu sich nehmen. Am besten gelingt dies durch die Zufuhr von viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten. Die Fettsäuren aus der Nahrung können sich positiv auf das Immunsystem auswirken. Zum Beispiel sollen die sogenannten Omega-3-Fettsäuren, wie sie in Fisch und Rapsöl vorkommen, antientzündlich wirken.
Mythos 4: Frische Luft beziehungsweise regelmässiges Lüften helfen bei einer Erkältung
Stimmt, weil sich frische Luft positiv auf den Verlauf einer Erkältung auswirkt. Deswegen sind regelmäßiges Lüften und leichte Spaziergänge empfehlenswert. Bei Letzterem sollte jedoch auf warme Kleidung geachtet werden! Wenn der Körper durch die frische kalte Luft zu sehr auskühlt, kann der Genesungsprozess beeinträchtigt beziehungsweise verzögert werden. Allerdings kann sich auch zu warme trockene Luft negativ auf den Verlauf einer Erkältung auswirken. Zum einen trocknet diese die Schleimhäute der Atemwege aus und erleichtert den Krankheitserregern dadurch den Weg in den Körper. Zum anderen zeigen Viren bei hohen Temperaturen und niedriger Luftfeuchtigkeit eine höhere Aktivität als bei frischer Luft. Dementsprechend ist die Virenkonzentration an der frischen Luft und in gelüfteten Räumen geringer.
Mythos 5: Hauptsache die Füße sind warm und trocken, dann erkältet man sich nicht
Stimmt nicht! Während Kälte eine Infektion begünstigen kann, werden Erkältungen durch Infektionen mit Viren ausgelöst. Kälte ist also nicht die unmittelbare Ursache einer Erkältung. Allerdings sollten Sie bei Spaziergängen und beim Lüften dennoch auf warme Kleidung achten. Denn: wenn der Körper zu viel Energie verbraucht um sich warmzuhalten, fehlt diese Energie wiederum dem Immunsystem. Ein dadurch geschwächtes Immunsystem ist nicht in der Lage Krankheitserreger abzuwehren und eine Erkältung bahnt sich an.
Mythos 6: Erkältungen übertragen sich nur über das Niesen
Stimmt nicht, denn am ehesten werden Viren durch beziehungsweise über die Hände übertragen. Fasst man sich mit den Händen beispielsweise oft an Augen oder Nase, ist die Chance groß sich mit den Viren zu infizieren. Dennoch können die Erkältungsviren sehr wohl über das Niesen übertragen werden. Allerdings nur, wenn man sich im unmittelbaren Virenschwall befindet.
Mythos 7: Eine Grippeimpfung schützt auch gegen Erkältungen
Stimmt nicht. Wenn die Nase läuft und der Hals schmerzt sind meist die sogenannten Rhinoviren dafür verantwortlich. Während Forscher zwar mehr als 100 Arten dieser winzigen Erkältungserreger beschrieben haben, gibt es kein Medikament gegen sie. Daher schützt auch die Grippeimpfung nicht gegen eine Erkältung.
Mythos 8: Die regelmäßige Anwendung einer Nasendusche beugt einer Erkältung vor
Stimmt! Große Schleimmengen, sowie sehr zähflüssiger Schleim verlangsamen die Bewegung der Flimmerhärchen und damit den Schleimtransport. Viren und Bakterien können dadurch die Schleimhaut leichter besiedeln. Nasenspülungen helfen dabei zähes Sekret zu lösen und hinauszubefördern. Daher ist es sinnvoll, bereits bei den ersten Anzeichen einer Erkältung mit der Nasenspülung zu beginnen. So können sich die Viren gar nicht erst festsetzen und man kann den Schnupfen vielleicht noch rechtzeitig abwehren. Dementsprechend können tägliche Nasenduschen – einmal oder öfter – die Ausbreitung der Krankmacher oder eine Erkrankung der Atemwege von vornherein verhindern. Denn Schnäuzen alleine hilft nur bedingt. Eine Nasendusche hingegen reinigt sowohl die Nasenschleimhäute, als auch die Nebenhöhlen.
Mythos 9: Eine Nasendusche ist keine Alternative zum herkömmlichen Nasenspray
Stimmt nicht. Während die chemisch-synthetischen Wirkstoffe die Nasenschleimhaut rascher abschwellen lassen und dadurch eine schnellere Besserung der Symptome erzielen, lösen dagegen die natürlichen Wirkstoffe das Sekret. Nasenduschen eignen sich auch zur Langzeitanwendung (kein Gewöhnungseffekt) und Sinusitisprophylaxe. Besonders Salzlösungen sind hierfür zu empfehlen. Sie verdünnen das Sekret und befeuchten die Nasenschleimhaut. Außerdem können sie in Form von Tropfen oder Nasenduschen eingesetzt werden.
Mythos 10: Das Inhalieren von ätherischen Ölen erleichtert das Durchatmen
Stimmt, weil ätherische Öle kühlend sowie erfrischend auf die Nasenschleimhaut wirken und dadurch das Gefühl der erleichterten Nasenatmung vermitteln. Inhalieren Sie beispielsweise heißen Wasserdampf. Er befeuchtet die Nasenschleimhäute und löst den Schleim. Geeignete Zusätze sind Kamille (keimtötend), Eukalyptus (desinfizierend) und Thymian (entkrampfend). Vorsicht ist bei der Verwendung von ätherischen Ölen bei Kindern unter zwei Jahren geboten.